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"Hüten Sie sich vor den gemäßigten Zonen ... und Chili."

Der Lieblingskünstler Humboldts

"Das Reisen hat immer das Gute, daß man fortstudiert und die Augen aufbehält."
Rugendas, 1828

"... ein Abenteurer-Künstler, begierig, andere Realitäten kennenzulernen und in sie einzutauchen ..."
Aracy Amaral, 1998

Franz Hanfstaengl: Johann Moritz Rugendas, 1850. Fotografie. ©bpk

Franz Hanfstaengl: Johann Moritz Rugendas, 1850. Fotografie. ©bpk

Nach seiner Brasilienreise (1822-1825) als Illustrator in den Diensten des Freiherrn von Langsdorff traf Rugendas im Mai 1825 in Paris auf Alexander von Humboldt. Dieser bezeichnete Rugendas' Arbeiten euphorisch als die bisher gelungensten Darstellungen der tropischen Natur. Das ab 1827 erschienene Tafelwerk "Voyage pittoresque dans le Brésil" machte Rugendas berühmt. Von 1831 bis Mai 1834 reiste Rugendas dann auf den Spuren Alexander von Humboldts durch Mexiko.

Johann Moritz Rugendas: Die Königin des Marktes, um 1831-1834. Bleistift auf Papier, 139 x 189 mm. ©Staatliche Graphische Sammlungen München, Inv. Nr. 15841

Johann Moritz Rugendas: Die Königin des Marktes, um 1831-1834. Bleistift auf Papier, 139 x 189 mm. ©Staatliche Graphische Sammlungen München, Inv. Nr. 15841

In Mexiko wurde Rugendas 1833 angeklagt, an dem politischen Komplott von General Morán und Miguel de Santa María mitgewirkt zu haben, bei dem General Santa Anna gestürzt werden sollte. Der Maler hatte den beiden, die zu seinem Freundeskreis gehörten, zur Flucht verholfen. Rugendas wurde im September 1833 freigesprochen - aber dennoch des Landes verwiesen. Im Mai 1834 schiffte er sich in Acapulco nach Valparaiso ein, wo er im Juli von Bord ging.

Johann Moritz Rugendas: Der Landarbeiter und die Wäscherin, um 1835. Bleistift auf Papier, 196 x 313 mm. ©Staatliche Graphische Sammlung München, Inv. Nr. 16306

Johann Moritz Rugendas: Der Landarbeiter und die Wäscherin, um 1835. Bleistift auf Papier, 196 x 313 mm. ©Staatliche Graphische Sammlung München, Inv. Nr. 16306

Trotz der eindringlichen Warnung von Humboldts - "Hüten sie sich ... vor Chili" - verbrachte Rugendas die nächsten acht Jahre seines Amerikaaufenthalts in Chile - bis Ende 1842. Dort fand Rugendas relativ geordnete Verhältnisse vor: junge, dynamische Institutionen und ein kulturelles und politisches Leben, das von einem aufstrebenden Bürgertum getragen wurde. Rugendas widmete sich vorrangig Motiven aus der Bevölkerung und aus dem Volksleben, womit er sich auf ausgedehnten Exkursionen vertraut machte. Seine Genrebilder ermöglichen es, viele Aspekte des damaligen Alltags zu rekonstruieren.

Johann Moritz Rugendas: Die Araukaner (Mapuche) im Rückzug mit Frauen als Beute, um 1836-1845. Bleistift auf Papier, 22,2 x 34,6 cm. ©Augsburg, Kunstsammlungen und Museen, Graphische Sammlung

Johann Moritz Rugendas: Die Araukaner (Mapuche) im Rückzug mit Frauen als Beute, um 1836-1845. Bleistift auf Papier, 22,2 x 34,6 cm. ©Augsburg, Kunstsammlungen und Museen, Graphische Sammlung

Als am 10. Februar 1835 ein großes Erdbeben die Stadt Chillán verwüstete, ließ Rugendas sein eben vollendetes großes Historienbild "Die Ankunft des Präsidenten Prieto auf der Pampilla" zugunsten der Opfer der Naturkatastrophe versteigern. Die Hilfsaktion, die 237 Pesos erbrachte, trug viel zum hohen Ansehen des Künstlers in Chile bei.

Johann Moritz Rugendas: Die Araukaner dringen in ein Haus ein. Aus dem gezeichneten Zyklus "La cautiva", 1836-45. Bleistift und farbige Kreiden auf Papier, 21,7 x 21,4 cm. ©Augsburg, Kunstsammlungen und Museen, Graphische Sammlung

Johann Moritz Rugendas: Die Araukaner dringen in ein Haus ein. Aus dem gezeichneten Zyklus "La cautiva", 1836-45. Bleistift und farbige Kreiden auf Papier, 21,7 x 21,4 cm. ©Augsburg, Kunstsammlungen und Museen, Graphische Sammlung

Eine erste größere Reise führte Rugendas von November 1835 bis März 1836 in das südliche Mittelchile. Dort interessierten ihn die "Araukaner" (Mapuche), die südlich des Río Bío Bío lebten. Seine Arbeiten über die Mapuche-Siedlungen sind leichte, knappe Skizzen von oft sehr romantischem Charakter. Der Ethnologe Helmut Schindler erklärt diese eleganten Zeichnungen folgendermaßen: Rugendas sei nie in den Gebieten der Mapuche gewesen und habe seine Informationen aus Erzählungen und Gesprächen mit den Eingeborenen an den Grenzposten bezogen.

Johann Moritz Rugendas: Der Raub. Aus dem gemalten Zyklus "La cautiva", um 1848. Öl auf Leinwand, 80,8 x 104 cm. ©Augsburg, Kunstsammlungen und Museen, Graphische Sammlung

Johann Moritz Rugendas: Der Raub. Aus dem gemalten Zyklus "La cautiva", um 1848. Öl auf Leinwand, 80,8 x 104 cm. ©Augsburg, Kunstsammlungen und Museen, Graphische Sammlung

Der romantische Zug seiner Arbeiten über das Volk der Mapuche, die damals zu verwegenen Raubzügen in chilenisches Territorium eingefallen waren, ist auf die Legenden und Geschichten über "Araucanien" zurückzuführen, die durch Alonso de Ercilla (1533-1594) bekannt wurden. Der Widerstand des Volks der Mapuche ist Thema eines der großen Befreiungsepen, das besonders in jenen Kulturen seinen Widerhall fand, die die Emanzipation als einen ihrer Hauptwerte betrachteten. Die umfassende Literatur aus der Zeit der Romantik, die mit solchen Gedanken besonders sympathisierte, nährte die Phantasie von Rugendas, der in den "malones" - dem Raub von weißen Frauen bei Überfällen auf spanische Siedlungen - die Heldentat eines unbezähmbaren Volkes sah.

Literatur über Johann Moritz (Juan Mauricio) Rugendas in Chile:

  • Amaral, Aracy. 1998. Rugendas: ilustrador de los nuevos territorios del mundo. In: Pablo Diener Ojeda und Maria de Fátima Gomes Costa: Juan Mauricio Rugendas, pintor y dibujante. São Paulo: Estação Liberdade.
  • Lago, Tomás. 1998. Rugendas, pintor romántico de Chile. Santiago de Chile: Edición Sudamericana.
  • Metzger, Christof, y/und Christof Trepesch (ed./Hg.) 2007. Chile y Juan Mauricio Rugendas. / Chile und Johann Moritz Rugendas. Worms: Wernersche Verlagsgesellschaft.
  • Metzger, Christof. 2007. Juan Mauricio Rugendas (1802-1858) - Un boceto de su biografía. / Johann Moritz Rugendas (1802-1858) - Eine biografische Skizze. En:/In: Metzger y/und Trepesch (ed./Hg.) 2007:17-35.
  • Muñoz Zárate, Patricio. 2007. Juan Mauricio Rugendas, artista o cronista en tránsito. / Johann Moritz Rugendas, Künstler oder Chronist auf Reisen. En:/In: Metzger y/und Trepesch (ed./Hg.) 2007:49-60.
  • Pereira Salas, Eugenio. 1973. Juan Mauricio Rugendas (1802-1858): Pintor de las Américas. In: Juan Mauricio Rugendas, Album de trajes chilenos, edición facsimilar (1838), 9-30. Santiago de Chile: Editorial Universitaria.
  • Schindler, Helmut. 1997. Rugendas y los Araucanos: Apuntes etnográficos, 76-80. In: Pablo Diener Ojeda: Rugendas 1802-1858. Augsburg: Wissner.